Der Weg zum Buch

In letzter Zeit war es etwas ruhig hier im Blog. Aber nicht weil ich so schreibfaul bin, keineswegs. Im Gegenteil: Mit “Herz des Winters” bin ich gerade dabei, den Eigenverlagsweg auszutesten.

Wer sich als Schreiberling auf eigene Füße stellen will, dem stehen heute in vielerlei Hinsicht Tür und Tor offen, auch ohne einen Verlag.Damit das Ganze aber nicht zum totalen Flop wird, braucht’s natürlich viel Überlegung und auch die rechtliche Seite ist nicht außer Acht zu lassen. Im normalen Autorenalltag übernimmt diese ganzen Kinkerlitzchen der Verlag, so heißt es eben “selbst ist die Frau”.

Eigenverlag nur für Verlierer?

Wer gut genug schreibt, wird schon einen Verlag finden. Und sonst sollte man es ohnehin bleiben lassen! Richtig? Falsch.

Man muss einen gesunden Realismus behalten. Heyne und Co. werden nicht an der Tür klopfen. Und gerade im Bereich der Kurzgeschichten sind sie auch nicht sonderlich erpicht darauf, dass man seinerseits an der ihren klopft. Wer also weiterkommen will, muss selbst anpacken.

Einen DKZ- (Druckkostenzuschlag-)Verlag wollte ich aber auf jeden Fall vermeiden. Wenn man ohnehin alles selber erledigen muss, wieso soll man dafür seine Rechte abtreten und auch noch Geld zahlen?
Jetzt kam aber eine Freundin und meinte, wie super das nicht ist, dass man bei Amazon ganz günstig Ebooks von privaten Leuten bekommen kann. Ich sollte das auch mal probieren, dort einzustellen. Also wenn’s schief geht: Sie ist Schuld.

Mit den Augen kaufen

Nachdem der Entschluss gefasst war, ging es ans Planen. Etwas, womit ich mich immer gerne spiele, ist das Cover. Auch wenn es auf den Inhalt ankommt, ist das äußere Erscheinungsbild mit ein großer Faktor, was die Kaufentscheidung betrifft, und somit nicht unwichtig.

Fantasymäßig sollte es sein, was bedeutet kein Foto, sondern eine Zeichnung. Auf sich räkelnde Schönlinge wollte ich wenn möglich verzichten (Covers dieser Art gibt’s schon genug). Und natürlich und vor allem: eine winterliche Stimmung.

Coverentwurf 1  -> Coverentwurf 2 -> Coverentwurf 3 

Der erste Entwurf war zwar schön winterlich und fantastisch, aber lesen konnte man nichts darauf. Der zweite war was das anging sehr klar und auch winterlich, hätte aber genauso gut für einen Krimi herhalten können. Also weg damit und her mit Entwurf Nummer drei, der nach langem hin und her endlich zufriedenstellend ist.

Meine Zeichenkünste sind nicht die Besten (realistisch sein, ihr erinnert euch?), aber für sowas gibt es ja Bilddatenbanken. Sehr viele sogar, die zu unterschiedlichen Preisen und unterschiedlichen Konditionen die selben Bilder anbieten. Auch hier also wieder die Qual der Wahl. Um es kurz zu machen: Wenn man ein Bild für ein Cover benötigt (gewerbliche Nutzung, bei der das Bild einen wesentlichen Teil des Produktes ausmacht) ist man am Besten mit Shutterstock beraten. Dort enthält schon die Standardlizenz dieses Recht, zwar nur bis zu einer Auflage von 250.000 Stück, aber wir sind ja weiterhin realistisch. Nach 250.000 kauft man eben die erweiterte Lizenz.

Lektorat und Korrektorat

Nichts nervt mehr, als ein Buch zu lesen, das vor Fehlern nur so strotzt. Teilweise bekommt man einen Knopf im Hirn, wenn man die zusammengewurstelten Ergüsse mancher Leute liest, die keinen Punkt und kein Komma kennen. Andere können sich nicht entscheiden, wie der Hauptcharakter denn jetzt eigentlich aussieht — oder sie beschreiben es auf der selben Seite gleich vier Mal. Ist ja wichtig. Für so etwas gibt es bei Verlagen ein Lektorat, das jedoch als Privatperson (besonders bei längeren Texten) ganz schön ins Geld gehen kann.

Der Unterschied zwischen Korrektorat und Lektorat ist schnell erklärt: Bei Ersterem wird ausschließlich auf Rechtschreibung und Grammatik kontrolliert, während bei Zweiterem auch Sinn und Stil unter die Lupe genommen werden.
In meinem Fall besteht das Korrektorat aus einem netten kleinen Programm namens Papyrus Autor, während den großen Vorsitz des Lektorats Freunde, Familie und meine Wenigkeit bestreiten.
Diese Schritte sind für jeden ratsam, keinesfalls sollte man sein Manuskript so auf die Reise schicken, wie es aus der Feder geflossen ist. 
Selbst wenn man sich für ein professionelles Lektorat entscheidet. Je mehr Fehler noch im Text stecken, desto teurer wird es.

Print on Demand 

Nicht jeder besitzt ein Ebook. Ich persönlich sträube mich auch dagegen, ich brauche meine Bücher aus Papier und bis an die Decke gestapelt. Sich also nur auf ein Ebook zu verlassen, würde einen großen Teil der potentiellen Käufer ausschließen. Zum Glück gibt es für solche Fälle Print on Demand: Der Kunde bestellt, das Buch wird gedruckt. Wunderbare Welt des Digitaldrucks, man muss nicht erst ein paar Tausend Exemplare drucken lassen, die dann irgendwo im Keller einstauben. (Mir fällt in diesem Zusammenhang immer der Scheinverlag aus Eco’s Foucaultsches Pendel ein, das ich übrigens nur empfehlen kann.)

Amazon bietet Print on Demand leider nur für Verlage an, hat aber den Kooperationspartner CreateSpace. Die sitzen in den USA und drucken in Deutschland, wodurch die Lieferzeit auch schön kurz bleibt. Man benötigt allerdings ein deutsches Bankkonto und (falls man über amazon.com verkauft) eine amerikanische Steuernummer, was aber in Zeiten der Globalisierung zum Glück nur noch rein organisatorische Probleme sind.
Die Steuernummer (EIN) kann man hier beantragen (telefonisch ging bei mir am besten), von CreateSpace bekommt man Vorlagen für das Ausfüllen des SS4-Formulars, das man auf jeden Fall benötigt.

Ebook erstellen

Ob für Kindle oder andere Reader, ein Ebook ist doch ein wenig anders anzulegen als ein gedrucktes Buch. Ich persönlich arbeite zur Zeit (da es den KindleGen leider nicht für Windows 8 gibt) mit einem Kindle-PlugIn für InDesign, wo ich den im Word vorformatierten Text (mit Formatvorlagen!) importiere. Das Ganze wird dann als epub-Datei exportiert und im Calibre weiter bearbeitet (Metadaten und umwandeln in andere Formate).

Der Vorteil dabei ist, dass der gesamte Text schon vorbereitet ist. Im InDesign können die importierten Formatvorlagen übernommen werden, was beim Ebook-Export ins CSS wandern kann und die Datei kleiner hält. Im Calibre (Freeware) kann man wiederum alle sonstigen Daten gut einfügen, außerdem für alle gängigen Ebook-Formate einzeln optimieren und eine Vorschau erhalten.

Achtung: Hochladen sollte man aber dennoch das epub-File. Amazon wandelt es dann selbständig für Kindle um. Andernfalls kann leicht passieren, dass bestimmte Daten nicht richtig übernommen werden (angeblich sind mobi-Dateien aus dem Calibre ungültige Formate).

Für die bessere Handhabung sollte man außerdem darauf achten, die ersten Seiten nicht mit unnötigen Informationen zuzumüllen. Die Vorschau in Amazon (Klick ins Buch) wird automatisch aus einem Prozentsatz der ersten Buchseiten erstellt. Impressum und alles weitere, das den Leser eigentlich nicht wirklich interessiert, sollte daher nach hinten wandern.

Für umfangreichere Dokumente empfiehlt sich die Einteilung in Kapitel. Durch die Formatvorlagen kann automatisch ein Verzeichnis davon erstellt werden.

Pflichtexemplare

Für Verleger (und somit auch Selbstverleger) ist vorgeschrieben, Pflichtexemplare an diverse Stellen abzuliefern. Da für Selbstverleger der Wohnsitz als Verlagsort gilt, heißt das, 2 Stück von Printausgaben müssen in die Archive der Österreichischen Nationalbibliothek wandern, dazu kommen ein paar Exemplare abhängig vom Bundesland. Eine genaue Liste findet ihr hier auf der Seite der ÖNB.

Neu ist, dass auch elektronische Publikationen dieser Abgabepflicht unterliegen. Im Klartext bedeutet das: Wird nur ein Ebook herausgebracht, so muss dieses archiviert werden. Gibt es mehrere Ausgaben des selben Buches (Hardcover, Taschenbuch, Ebook) wird die hochwertigste davon verlangt, das Ebook fällt also flach.

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Last but not least: Wer gekauft werden will, muss sich verkaufen. Wer sein eigenes Paket stemmen will, muss auch hier anpacken. Das tollste Buch bleibt unverkauft, wenn niemand davon weiß!